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Jung. Erfolgreich. Trainer.

Bei Regionalligist Grödig folgt auf den einstigen Salzburg-Star Heimo Pfeifenberger der 30-jährige Thomas Schnöll als Trainer. Warum er zwischen Leistung und Ergebnis unterscheidet, was ihm an Christian Streich imponiert und weshalb er kein Chaos auf dem Platz sehen möchte, hat der Salzburger dem SPIELER verraten.

Jung und bereits als Trainer erfolgreich: Bei diesen beiden Adjektiven fallen als erstes Namen wie Julian Nagelsmann (34) vom FC Bayern München, Ruben Amorim (36) von Sporting Lissabon oder Matthias Jaissle (33) von Red Bull Salzburg. Im Amateurfußball trifft diese Beschreibung auch auf Thomas Schnöll zu. Der 30-Jährige ist neuer Trainer des Salzburger Regionalligisten SV Grödig. Er folgt auf die Salzburger Fußballlegende Heimo Pfeifenberger (54). „Aus meiner Sicht ist die Qualität des  Trainers entscheidend, nicht das Alter“, betont Schnöll im Gespräch mit dem SPIELER und verweist auf Altmeister wie Jupp Heynckes und Carlo Ancelotti.

NACHFOLGER VON HEIMO PFEIFENBERGER
Der 30-Jährige hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen Namen als Coach des SK Adnet gemacht. Er formte die Tennengauer vom Underdog und Abstiegskandidaten zum Spitzenteam in der Salzburger Liga. Pfeifenberger, der künftig als sportlicher Leiter in Grödig fungieren wird, verfolgte den Weg Schnölls und hat diesen nun als Nachfolger auf dem Trainerstuhl auserkoren. „Von jemandem mit seiner Vita und Fußballkompetenz kann ich viel mitnehmen“, sagt Schnöll, der mit seinem Co-Trainer Christopher Kronreif nach Grödig kommt, über die künftige Zusammenarbeit.

WECHSEL NICHT AUF BIEGEN UND BRECHEN
In zwei längeren Gesprächen loteten Pfeifenberger und er aus, ob ein mögliches Engagement Schnölls in Grödig passen könnte. Am Ende hatten beide Seiten ein positives Gefühl. „Es gab bereits vorher die Möglichkeit für mich, in die Regionalliga zu wechseln“, verrät der 30-Jährige. Damals blieb der studierte Pädagoge in Adnet. „Dort habe ich mich sehr wohlgefühlt. Der Verein war auch über meine Gespräche mit Grödig immer informiert.“

DER TRAINER ALS KRITISCHER GEIST
Nun wartet auf den Salzburger eine Etage höher die Herausforderung Regionalliga, wo er sich sportlich wie persönlich weiterentwickeln möchte. Als Trainer will Schnöll seinen eigenen Weg gehen, einen Coach als Vorbild hat er nicht. „Es gibt im Fußball verschiedene Wege, um erfolgreich sein zu können“, ist sich der 30-Jährige bewusst. Sportlich imponiere ihm der Weg von Chelsea-Coach Thomas Tuchel. „Weil er es geschafft hat, bei allen Vereinen erfolgreich zu sein.“ Auch die Art von Freiburg-Trainer Christian Streich findet bei Schnöll Anklang: „Er schafft es, mit einem kleinen Verein tollen Fußball zu spielen und Spieler zu entwickeln. Zudem ist er ein gesellschaftskritischer Geist, der seine Meinung sagt und keine Sprechpuppe ist.“

CHAOS NICHT ERWÜNSCHT
Für welche Art von Fußball steht der junge Coach? „Ich bin ein Fan von Spielkontrolle, Dominanz und Ballbesitz. Mir ist aber wichtig zu betonen, dass Ballbesitz nicht Mittel zum Zweck sein soll. Auch Ballbesitz schließt ein Spiel in die Tiefe nicht aus.“ Wenn man das Spielgerät mit kurzen Pässen durch die eigenen Reihen zirkulieren lässt, könne man sich vielmehr den Gegner zurechtlegen.

Daher soll die Mannschaft den Ball auch möglichst schnell zurückgewinnen, Schnöll fordert von seinem Team gegen den Ball ein aggressives Gegenpressing. Generell will er attraktiven Fußball und eine klare Handschrift sehen: „Mir geht es darum, den Faktor Zufall so gut es geht zu minimieren. Ich will kein Chaos auf dem Feld sehen.“

LEISTUNG IST NICHT GLEICH ERGEBNIS
Auf dem Platz unterscheidet der Neo-Regionalliga-Trainer zwischen Leistung und Ergebnis. „Ich finde, das Ergebnis spiegelt nicht immer die Leistung wider. Ich möchte vor allem, dass meine Mannschaft eine gute Leistung zeigt.“ Damit das gelingt, soll es die junge Mannschaft aus Grödig im Frühjahr schaffen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Die Herbstsaison schloss sie in der zehn Teams umfassenden Regionalliga Salzburg auf Platz acht ab. Das Klettern in höhere Sphären liegt also durchaus im Bereich des Möglichen.

Eine Aussage, die auch auf die Trainerkarriere Schnölls zutrifft. Der Salzburger, der als Lehrer tätig ist, macht gerade seine A-Lizenz. Einen Karriereplan verfolge er aber nicht: „Das wäre aus meiner Sicht nicht seriös, weil der Fußball dafür zu schnelllebig ist.“ Zudem habe er das Glück, einen Brotberuf auszuüben, der ihm sehr viel Freude mache, sagt der Vater einer kleinen Tochter über sich. Eines sei aber auch klar: „Ich will mir nach oben hin keine Grenzen setzen.“

 

 

Text: Johannes Posani