Karriere

Das wurde aus Peter Artner: „Lorbeeren zählen nichts“

Ausdauer und Kampfgeist. Dafür stand in den 90er Jahren kein anderer heimischer Kicker mehr als der Mann mit der Pferdelunge, Peter Artner. Mit dem SPIELER sprach der heutige Unternehmer über seine zwei Karrieren, den erfolgreichen Einsatz von Fußball-Tugenden in der Wirtschaft und darüber, dass man sich dort nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen kann.

Von der gesunden Härte des defensiven Mittelfelds zur Zerbrechlichkeit der Gläser. Wie ging das?

Nach meiner Profi-Karriere stand ich natürlich vor der Frage, was ich tun soll. Eigentlich war ich schon mein ganzes Leben lang Unternehmer, auch als ich noch Fußball spielte. Die Artner GmbH gibt es nämlich schon seit 30 Jahren, ich hatte einmal eine Druckerei, eine Bar, war immer schon nebenbei selbstständig.

Warum bist du heute kein Fußballtrainer?

Für mich kam auch nach der Karriere nur was Selbstständiges in Frage. Vorerst bin ich zwar den klassischen Weg gegangen: Neben der Trainerausbildung habe ich auch die FIFA-Lizenz als Spielervermittler. Dieser Bereich hat mir aber nicht so zugesagt – also stand ich vor der Frage: Was tun?

Wie bist du dann bei dem Vertrieb von Gläsern gelandet?

Eigentlich bin ich durch Zufall zum Vertrieb gekommen, über einen Bekannten. Wir hatten dann sehr schnell Erfolg, deshalb war naheliegend, dass wir bald unsere eigenen Gläser produzieren. Seit 9 Jahren haben wir nun eine eigene Produktion, mittlerweile gehören wir zu den Marktführern im Bereich der Hotellerie.

Das Glas steht ja durchaus für eine gewisse Genussfreude. Warst du schon immer ein Genießer?

(lacht) Ich bin kein Gourmet, aber ich esse gerne gut und ich trinke gerne gut. Dazu gehören naturgemäß gute Gläser. Natürlich braucht man auch ein gewisses Gefühl für das, was man macht.

Den Namen Peter Artner verband man in den 90er Jahren mit Kampfgeist und Ausdauer. Welche Gemeinsamkeiten verbinden den damaligen Fußballer mit dem heutigen Unternehmer?

Ich denke, Kampfgeist und Ausdauer sind sicher Eigenschaften, die ich heute auch noch besitze und die mir in meiner Arbeit viel bringen. Auch den Ehrgeiz, den ich immer schon hatte und den Willen, nie aufzugeben, sind Eigenschaften, die ich im Vertrieb gut einsetzen kann. Wenn man bei Kunden zu schnell aufgibt, wird man nicht erfolgreich sein. Gegenspieler kann man auch nicht einfach laufen lassen.

Was lernt man beim Sport außerdem fürs Leben in der Wirtschaft?

Neben der Disziplin und der Ausdauer sicherlich auch die mannschaftliche Komponente. Genau wie die Mitspieler einer Fußballmannschaft müssen auch meine Mitarbeiter wie ein Team funktionieren und eingespielt sein. Außerdem ist man in der Wirtschaft – wie im Mannschaftssport – immer ein Stück weit von der Qualität seiner Mitarbeiter abhängig.

Und die Unterschiede zwischen Sport und Wirtschaft?

In der Wirtschaft bekommst du nicht so leicht eine zweite Chance wie im Sport. Wenn du beim Fußball schon ein arrivierter Spieler bist, drückt man bei schlechten Leistungen oft mal ein Auge zu. In der Wirtschaft ist das härter. Außerdem gibt’s in der Wirtschaft keine Lorbeeren und keine Privilegien, auf denen man sich ausruhen kann. Wenn ich einen Fehler mache, dann ist das ein Fehler. Auf einen Peter Artner wartet in der Wirtschaft keiner.

Die größten sportlichen Lorbeeren hast du dir sicher bei Salzburg verdient. Zweimal Meister, zweimal Supercup, Europacup-Finale… War das auch deine glücklichste Zeit?

Ich muss sagen, dass ich in meiner Karriere fast immer das Glück gehabt habe, bei Vereinen zu spielen, die um den Meistertitel kämpften. Aber das absolute Highlight war sicher die Zeit bei Salzburg, da ging eine ganze Welle der Euphorie durch das Land. Wir konnten mit den ganz Großen in Europa mithalten. In der Championsleague 94/95 hatten wir in der Gruppenphase gleich viele Punkte wie Ajax und Milan, sind nur wegen dem Torverhältnis nicht weiter gekommen. Und Ajax holte den Titel…

Hast du davon schon als kleiner Junge geträumt?

Eigentlich ja. Ich war immer schon ein Besessener. Ich war als Kind immer am Fußballplatz und wollte immer nur das eine. Die Ausbildung zum Drucker habe ich nur abgeschlossen, weil mein Vater das wollte. Sobald ich damit fertig war, bekam ich aber schon meinen ersten Jungprofivertrag bei der Austria, etwas später als zum Beispiel ein Ogris. Dadurch hatte ich eine Doppelbelastung einige Jahre lang, aber ich habe es trotzdem geschafft.

Inwiefern lebst du heute noch den Fußball? Ab und zu einmal ein Hobbykickerl oder regelmäßiger Gast bei der Admira?

Nein, obwohl ich Jahrhundertspieler bei der Admira bin, gehe nur manchmal ins Stadion. Nur Ländermatches schaue ich mir gerne an, dann bin ich Patriot und eingefleischter Fan.

 

Peter Artner wurde am 20.5.1966 in Wien geboren. Der 50-Jährige lebt in langjähriger Partnerschaft und hat zwei erwachsene Kinder. 294 Bundesligaspiele, 31 Tore 4-facher Österreichischer Meister (je zweimal mit Salzburg und Austria) 4-facher Supercupsieger 55-facher Nationalteamspieler, 1 Tor Heute ist Peter Artner Gründer und 100%iger Gesellschafter der Firma „Artner Glasedition“ www.artner.or.at