Karriere

Maßarbeit – Das wurde aus Christian Scheuch

Hans Krankl verhalf Christian Scheuch zum Debüt in der höchsten Spielklasse. Nach Karrierende wurde er Herrenausstatter – und zum Schneider, dem die Kicker vertrauen.

Wer in Hütteldorf aufwächst, der muss doch zu Rapid, oder? Nicht immer. Christian Scheuch ist ein Kind des 14. Wiener Gemeindebezirks Penzing – und es verschlug ihn zu einem anderen renommierten Traditionsverein des österreichischen Fußballs: zum Wiener Sportclub. „Ich hab mit sechs Jahren in der Jugend zu spielen begonnen“, erinnert er sich zurück. Der Grund lag auf der Hand, wie er erzählt: „Mein Bruder und mein Vater waren glühende Sportclub-Fans.“

Den ganzen Nachwuchs durchlief Scheuch beim dreimaligen österreichischen Meister. Mit 17 Jahren kam er in die Kampfmannschaft und zum Debüt in der höchsten Spielklasse – unter einem gewissen Hans Krankl, der damals als Spielertrainer tätig war. „Das war eine richtig gute Mannschaft“, sagt Scheuch. Felix Gasselich, Oliver Prudlo oder Christian Keglevits schnürten die Schuhe für die Dornbacher. Doch im Sommer 1989 wurde Alfred Riedl, der spätere Teamtrainer und Weltenbummler, neuer Übungsleiter.

UNTER RIEDL UND PINTER BEIM WSC
„Ich hab mich im Cup gegen Wolfsberg verletzt, ein Bänderriss im Knöchel, dann sind wir abgestiegen und Adi Pinter kam als Trainer.“ Mit diesem anderen großen Namen des österreichischen Fußballs, der wie Riedl leider auch schon verstorben ist, spielte der Sportclub im Mittleren Playoff, als es zu einem Disput kam. Pinter und Scheuch konnten nicht miteinander, also wechselte der Eigenbauspieler den Verein. „Ich weiß noch, dass es der 31. Jänner, der letzte Tag der Übertrittszeit war und mit Casino Baden habe ich noch einen Klub gefunden.“ Es folgte eine erfolgreiche Zeit. „Als ich kam, waren wir Letzter, dann haben wir richtig gut gespielt und viel gewonnen. Im Sommer wollte mich Sturm Graz verpflichten, ein Muskelfaserriss setzte mich aber außer Gefecht.“

Danach spielte Scheuch für Donaufeld, für den FavAC in der 2. Liga – bis zum bitteren finanziellen Aus des Vereins („Wir haben noch in der Stadthallen gespielt und dann war alles vorbei.“) Zum Abschluss kehrte er noch einmal für ein paar sporadische Einsätze zum Sportclub zurück, mit 32 beendete er die Karriere, dem Fußball blieb er aber erhalten.

AUCH IN DER KARRIERE DANACH BLIEB DER FUSSBALL PRÄSENT
Später wird Scheuch Co-Trainer und Obmann beim FavAC – „Da hab ich viel gelernt – und hilft später im Hintergrund bei Stadlau.“ Seine Karriere nach der Profizeit bereitet er aber schon früher vor – und dem Fußball blieb er dabei treu. Alles begann mit der Schwester, die in einer Krawattenfirma gearbeitet hat und die später Maschen konfektioniert hat. Scheuch interessiert das Thema – und bald steigt er mit seiner Schwester ins Schneidereigeschäft ein. Und bezieht eine Werkstatt im 13. Bezirk. „Meine Schwester hat mich in das Thema eingeführt, der Rest war ,learning by doing‘.“ Seit mittlerweile 25 Jahren bietet Christian Scheuch nun Maßanzüge und Maßhemden an – Termine gibt es nur auf Anfrage, das habe sich bewährt, denn Anzugmachen bei ihm ist Vertrauenssache und garantiert perfekte persönliche Beratung. „Dieses System ist sehr beliebt, wir sind extrem flexibel bei den Terminen und ein Einkauf bei uns ist ganz anders als das Betreten eines normalen Modegeschäfts zu den festgeschriebenen Öffnungszeiten“, erklärt er.

Gerade in der Anfangszeit waren die Kontakte in den Fußball wichtig“, sagt Scheuch, der dankbar ist, schon so lange erfolgreich im Geschäft zu sein. Hans Krankl gehört ebenso noch immer zu seinen Kunden wie Andreas Herzog, Johnny Ertl oder Roman Mählich. Auch die VdF kleidet er ein. Christian Scheuch, der für die Regionalliga-Ost-Oldies (siehe Foto) immer wieder im Einsatz ist, ist eben der Schneider, dem die Fußballer vertrauen. Und er ist ein Ex-Fußballer, der seine Wurzeln nie vergessen hat, wie er am Ende unseres Telefoninterviews erzählt:
„Ich bin dem Sportclub noch immer sehr verbunden. Ich liebe es, auf der Friedhofstribüne zu stehen, wo ich als Kind schon war. Ich freue mich schon darauf, wenn das neue Stadion steht.

 

Interview: Peter K. Wagner

 

Christian Scheuch
Geburtstag: 3. Juni 1970
Geburtsort: Wien

Wiener Sportclub (1987 – 1992), Casino Baden (1992),
FavAC (1993 – 1994), Casino Baden (1994),
FavAC (1994 – 1997), Wiener Sportclub (1997 – 1998), SV Schwechat (1999 – 2002)

www.christianscheuch.at
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