Vereinigung der Fußballer

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – auch für Fußballerinnen?

Spätestens mit der Qualifikation zur EM-Endrunde 2017 und den erfolgreichen Auftritten bei dieser ist auch in Österreich der Frauenfußball in der Öffentlichkeit und den Herzen der Menschen angekommen. In anderen Ländern ist das schon länger so. Dort hat sich der Frauenfußball bereits etabliert. Allerdings nicht, was Gehälter und Prämien anbelangt.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte heute eigentlich selbstverständlich sein. Auf den Spitzensport trifft das allerdings nach wie vor nicht zu. Das gilt für den Fußball im Besonderen: Hier verdienen die männlichen Spieler oft bis zu 260-mal so viel wie die Frauen. Fortschritte bei der Gleichstellung von Frauen werden insgesamt nur im Schneckentempo erzielt – und zwar weltweit. Österreich befindet sich in puncto Gleichstellung im internationalen Vergleich seit Jahren auf den hinteren Rängen. Bei Lohngleichstellung zwischen Mann und Frau liegen wir fast vier Prozentpunkte schlechter als der EU-Durchschnitt. Zwei Frauenvolksbegehren – das letzte im Jahr 2018 wurde von immerhin fast einer halben Million Menschen unterzeichnet – haben nur wenig Fortschritt gebracht.

Beim Fußball zeigt sich, dass bei den Prämien in den Nationalteams deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gemacht werden. Das hinlänglich strapazierte Beispiel der deutschen Frauennationalmannschaft macht das anschaulich: Bei der EM 1989 gab es überhaupt kein Geld. Der DFB zeigte sich besonders kreativ und überreichte den erfolgreichen Spielerinnen stattdessen ein Kaffee-Service mit blauen und roten Blüten auf weißem Porzellan. Diese Stereotype ist mittlerweile überwunden, trotzdem hätte der DFB den Männern heute fast fünfmal so viel für einen WM-Titel bezahlt wie den Frauen. Es ist leider, wie in fast allen anderen Sektoren, auch in Bezug auf Frauenfußball zweitrangig, welche „Arbeit“ und „Leistung“ tatsächlich erbracht wird. Das Zusammenspiel aus Angebot und Nachfrage wird hier als der entscheidende Faktor herangezogen.

Das soll sich ändern – auch im Fußball. Frauenfußball gilt als populär. So gehen Fußballerinnen weltweit in die Offensive und drängen mit unterschiedlichen Mitteln auf Gleichbehandlung. Die einen streiken und die anderen bestreiten den Rechtsweg. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich für Gleichbehandlung und Respekt solidarisieren, aber auch ihre sportlichen Ziele oder sogar ihre Karrieren riskieren.

Die Spielerinnen der USA strengten eine Sammelklage gegen den eigenen Verband an, weil sie nur einen Bruchteil der Prämien erhalten, die für das Männerteam ausgeschüttet werden. Megan Rapinoe legte sich in ihrem Engagement für Gleichstellung gar mit Donald Trump an. Oder die Australierinnen die eine spürbare Erhöhung ihrer Prämien erstreiken wollen. Andere wiederum traten aufgrund geringer Wertschätzung ihrer Verbände überhaupt vom Nationalteam zurück.

So bestreikten die Däninnen das entscheidende WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden. Das Spiel wurde als Niederlage gewertet und kostete den Däninnen somit die WM-Teilnahme. Erst danach einigten sich der Verband und die Spielerinnen auf einen neuen Vertrag mit besseren Konditionen. Norwegen musste bei der WM sogar ohne ihre Starspielerin Ada Hegerberg auskommen, weil sie aufgrund der „geringen Wertschätzung“ ihre Teamkarriere vorzeitig beendete und damit ein Zeichen setzte.

Auch in Österreich führt kein Weg daran vorbei, Gleichberechtigung zu erlangen. Ein erster Schritt sollte jedenfalls beim Nationalteam gesetzt werden. Wie verhält sich der ÖFB? Ist ihm die Gleichstellung der Geschlechter wichtig? Soll der Frauenfußball echt und nachhaltig gefördert werden? Die internationale Erfahrung zeigt, dass es ohne gemeinsame Anstrengungen nicht gehen wird. Dies könnte durchaus auch beispielhaft für alle Branchen sein und sollte gesamtgesellschaftlicher Anreiz sein. Wie heißt es so schön an der Anfield Road: You’ll never walk alone! Neben dem Engagement der Fußballerinnen in ihrem Eigeninteresse könnte ein wenig Solidarität der Fußballer aber auch nicht schaden. Als Gewerkschafter füge ich hinzu: United we stand, divided we fall.