Vereinigung der Fußballer

Zuschauer und Wegschauer

Wenn ein Spiel der Nationalmannschaft bevorsteht, dann versucht der ÖFB möglichst großes Publikum zu einem Besuch im Stadion zu motivieren. Das ist ja durchaus verständlich, denn schließlich geht es nicht nur darum der Mannschaft eine entsprechende Unterstützung zu gewährleisten, sondern auch um nicht unbeträchtliche Einnahmen. Da ist jeder zahlende Zuschauer herzlich willkommen.

Ganz anders schaut es mit der finanziellen Gebarung der auch dem Verband angehörenden Vereine aus. Dieses Thema ist dann freundlich gesagt von eher geringem Interesse. Da regiert das Prinzip Hoffnung und man verlässt sich auf verantwortungsvolle Funktionäre. Alles nach dem Motto: Wegschauen statt Hinschauen (oder eventuell: Vertrauen ist gut, Kontrolle nicht notwendig).

KEINE SANKTIONEN
Der ÖFB hat sicherheitshalber auch entsprechende Vorkehrungen unternommen, damit man mit wirtschaftlichen Abenteurern unter den Vereinen möglichst wenig zu tun hat. Im Regulativ sind jene Bestimmungen ersatzlos gestrichen worden, wonach ein Verein bei Nichteinhaltung der finanziellen Verpflichtungen sogar gesperrt werden konnte. Das sogenannte Financial Fair Play wird im Amateurbereich zum unbekannten Begriff.

KONSEQUENZEN
Diese nichtvorhandene Kontrolle führt natürlich auch dazu, dass eine Wettbewerbsverzerrung gegeben ist. In manchen Fällen verpasst ein anderer seriös geführter Verein deshalb den Aufstieg oder schafft eben nicht den Klassenerhalt. Ob damit dem gesamten Fußballsport ein Gefallen getan wird, darf dahingestellt bleiben. Sicher kein Vorteil ist es allerdings, einigen gegen jegliche Vernunft handelnden Hobbysportdirektoren eine sanktionslose Komfortzone vorzugaukeln, die vom Gesetz her aber gar nicht vorhanden ist. Denn letztendlich wird das meistens richtig teuer.

VERBANDSINTERNES VERFAHREN
Für Vertragsstreitigkeiten sind grundsätzlich die in den Landesverbänden eingerichteten Kontrollausschüsse zuständig. Diese sollten gemäß den FIFA-Richtlinien zu gleichen Teilen zwischen Vereins- und Spielervertretern besetzt sein. Davon kann natürlich keine Rede sein. Das ist jedoch insofern völlig bedeutungslos, als diese Gremien keine Entscheidungen treffen. Die Landesverbände in Wien und im Burgenland haben daher ihre diesbezügliche Tätigkeit ohnehin fast eingestellt und verweisen gleich auf die Zuständigkeit öffentlicher Gerichte. Daher gibt es auch bei einem völlig eindeutigen Sachverhalt keine Warnungen vor entsprechenden Konsequenzen und sportliche Sanktionen sind sowieso ausgeschlossen.

VOLLES PROGRAMM
Grundsätzlich haben ja auch betroffene Spieler oder Trainer kein besonderes Interesse an einem langwierigen Gerichtsverfahren und würden eine einvernehmliche Regelung bei Streitigkeiten bevorzugen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist ein Vergleich jedoch nicht immer die bessere Lösung, denn meistens wird in einem Gerichtsurteil ein wesentlich höherer Betrag zuerkannt. Dafür sorgen dann schon die Rechtsexperten bei den Vereinen, die natürlich auch die zusätzlichen Verfahrenskosten nicht aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Wenig überraschend haben Vereine aus jenen Bundesländern einen besonders großen Nachteil, deren Landesverbände als wirtschaftliches Kontrollorgan völlig untätig bleiben. Im Burgenland sind es dann Vereine wie Wimpassing, Neuberg oder Trausdorf, die dann ein Vielfaches jenes Betrages zu bezahlen haben, mit dem ein Spieler ursprünglich zufrieden gewesen wäre. Besonders bemerkenswert ist dabei der Umstand, dass manche Vereine keineswegs einsichtig sind und einen solchen Fehler auch mehrfach begehen. Auch der Wiener Landesverband hat es trotz mehrerer Hinweise verabsäumt, dem FC Mauerwerk mit seinem umtriebigen Präsidenten die Grenzen aufzuzeigen. Daher hat der jetzige Regionalligaklub nun mehr Begegnungen im Gerichtssaal als auf dem grünen Rasen auszutragen.

Aber auch wenn ein Verein wie der ATSV Stadlpaura den Spielern nachweislich mehrere zehntausend Euro schuldet, wird dem durchaus kompetenten regionalen Verband durch das System jegliche Handhabe genommen. In all den genannten Fällen hat sich der ÖFB in die bequeme Zuschauerrolle begeben. Eintrittskarten müssen dafür nicht gekauft werden.