Karriere

„Was kommt danach?“

Wenn es um die Karriere nach dem Sport geht, stellen sich viele dieser Frage erst viel zu spät. Jürgen Eisserer begleitet als Businesscoach Athleten beim oft schwierigen Übergang ins Jobleben. Ein Gespräch über den Leistungsgedanken als Hindernis und den schweren Umstieg vom Rampenlicht in das Leben danach.

Was kann man sich unter Ihrem Job genau vorstellen?
Ich sehe mich als Brückenbauer zwischen Sport und Wirtschaft. Für Leistungssportler geht es in erster Linie darum, berufsbezogene Fähigkeiten zu entwickeln und damit den Einstieg ins Jobleben schon lange vor dem Karriereende optimal vorzubereiten. Der Sport bleibt jedoch dabei immer im Vordergrund.

Wie kamen Sie zu dieser Idee?
Weil Unternehmen sehr davon profitieren können. Leistungssportler wissen mit Druck umzugehen, sind diszipliniert und ausdauernd. Klingt wie ein Freibrief in Bewerbungen, ist es leider nicht.

Warum?
Die Zeit im Spitzensport muss mit Ausbildungen gleichgestellt und nicht bloß als außerordentliche Aktivität gewertet werden. Da fehlt die Flexibilität der Firmen im Auswahlprozess. Auf der anderen Seite nehmen die Sportler den Übergang ins Jobleben viel zu locker.

Woran scheitern sie?
Die meisten machen sich erst dann über das Jobleben Gedanken, wenn sie durch Verletzungen gestoppt werden oder ins gewisse Alter kommen. Zudem denkst du im Profisport nur in den Kategorien Sieg oder Niederlage. Dieser Leistungsgedanke ist im Jobleben nicht immer hilfreich, vor allem wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Mit dieser kurzsichtigen Einstellung brauchst du dich nicht wundern, wenn du nach deinem Sportlerleben auf die Schnauze fällst.

Ist das nicht etwas zu streng?
Leider ist es genau diese Kurzsichtigkeit, warum Firmen einem Leistungssportler sehr oft nicht die Wertschätzung entgegenbringen und als gleichwertige Arbeitskraft anerkennen. Zudem verlassen sich viele Athleten auf das Netzwerk im Verein oder Verband. Das endet aber sehr schnell beim Pressesprecher oder einer Handvoll Sponsoren. Auch hier können aus Vereins- und Unternehmenssicht viel bessere Verbindungen geschaffen werden.

Viele Sportler studieren schon nebenbei. Das ist ein erster toller Schritt. Aber: Heute spielst du vor 10.000 Zuschauern, wirst gefeiert, bist in den Medien und übermorgen ist alles vorbei! Das verträgt nicht jeder gleich gut! Wenn plötzlich nicht mehr Trainingseinheiten und Wettkämpfe den Tagesplan diktieren, diene ich den Sportlern als begleitende Orientierung im Berufsalltag, oder führe sie mit gezielten Coachings sanft zu diesem Zeitpunkt hin.

 

Welche Themen werden trainiert?
Vorwiegend geht es um persönliche Eigenschaften. Bei Hochschulausbildungen greife ich auf ein Partnernetzwerk zu oder gebe Empfehlungen ab. Fachspezifische Praxisthemen sind in Marketing/Sponsoring, Verkauf, Sportjournalismus, sowie Kommunikation, Moderation bis hin zur Vorbereitung auf Bewerbungen zu finden.

Ganz schön viel?
(lacht!) Wer meinen Lebenslauf kennt, weiß, dass ich in all diesen Bereichen schon einiges an Erfahrungen sammeln durfte und als ISO-zertifizierter Fachtrainer auch weiß, wie dieses Wissen hängenbleibt.

Kann man davon auch im aktiven Sportlerleben profitieren?
Absolut. Denn das Wissen um eine berufliche Absicherung gibt einem in kritischen Momenten die nötige Lockerheit!

 

Kann also jeder Sportler zu Ihnen kommen?
Jein. Ich suche Athleten, die wissen, was sie von ihrem Jobleben haben wollen, oder bereit sind, über ihren eigenen Schatten zu springen und das herausfinden wollen. Es sind Sportler mit der richtigen Einstellung zum Thema Bildung und Job, die bei mir von höchst praxisorientierten und individuellen Job-Coachings perfekt auf die Zeit nach dem Sport vorbereitet werden.