Vereinigung der Fußballer

Der große Irrtum

Kaum ein Beruf ist mit derart vielen Vorurteilen besetzt wie der eines Fußballprofis. Öffentlich diskutiert werden dabei fast ausschließlich die negativen Klischees. Bei Niederlagen mangelte es an der Einstellung, bei späten Gegentoren war es die ungenügende Fitness und überhaupt verdienen alle viel zu viel Geld.

Mit diesen einfachen Worten wird oft unter Anhängern das Berufsbild des Fußballers beschrieben. Dabei schaut es in der Realität ganz anders aus. Denn nicht alle haben ihren Arbeitsplatz bei einem deutschen Bundesligaklub und nur wenige sind in der englischen Premier-League tätig. In diesen Fällen könnte man tatsächlich davon ausgehen, dass ein Spieler ausgesorgt oder zumindest eine solide finanzielle Basis für die Zukunft hat. Bei den meisten österreichischen Vereinen sind jedoch ganz andere wirtschaft liche Voraussetzungen gegeben. Jahresgehälter im sechsstelligen Bereich sind da eher die Ausnahme als die Regel. Und noch viel geringer sind die Verdienstmöglichkeiten für die Spieler in der 2. Liga. Überwiegend liegt dort das Gehalt bei 2.000,- € brutto im Monat. Vielleicht immer noch viel im Vergleich mit anderen Sportarten, aber von Reichtum kann da keine Rede mehr sein. Wenn man nun noch die kurze Erwerbszeit ins Kalkül zieht, sind also die Berufsaussichten gar nicht so rosig. Trotzdem versuchen viele Spieler, sich den Profi traum zu erfüllen. Es ist somit eine Mischung vom Wunsch als Vater des Gedankens und dem klischeehaft en Bild des reichen Fußballers, die zu manch falscher Einschätzung des Daseins als Fußballprofi führt. Aus dieser Situation versuchen auch Personen, die dem Fußball gar nicht nahestehen, Profit zu machen.

ANLAGEBERATUNG
Die gewinnbringende Vermarktung des verdienten Kapitals ist natürlich ein weites Be-tätigungsfeld für Vermögensberater aller Art. Viele Spieler würden sich im Nachhinein wünschen, dass es ähnlich zahlreiche Alternativen bei den Vertragsangeboten gegeben hätte wie bei den Anlagemöglichkeiten. Aber nicht immer geht es um das Geld der Fußballer, sondern manchmal soll auch einer ganz anderen Zielgruppe vermittelt werden, dass finanzkräftige Personen, wie z.B. Fußballer, Interesse an einem bestimmten Angebot haben. Bauer sucht Frau, der Fußball-Profi hat andere Bedürfnisse. Er sucht ein Haus. Im Inserat eines Immobilienmaklers wird aber nicht nur auf den Beruf des Auftraggebers hingewiesen, sondern auch gleich auf die Zahlungsmodalitäten. Barzahler – also Cash auf die Hand – assoziiert man gerade im Fußball mit anderen Vermutungen als mit dem Hinweis, dass ein Kredit nicht erforderlich ist.

FAKE-MANAGER
Andererseits haben manche Spieler noch gar kein Geld verdient. Die haben auch keinen Vertrag, weil sie noch im Nachwuchsfußball tätig sind. Aber dem kann abgeholfen werden, wenn ein ausgewiesener Talentescout auf sie aufmerksam wird. Im konkreten Fall handelt es sich um einen Akademiespieler, mit dem über Facebook Kontakt aufgenommen wurde. Eine dem Spieler vorerst unbekannte Person hatte zuerst sein Vertrauen gewonnen und ihm dann einen Vertrag mit einem italienischen Profiklub in Aussicht gestellt. Der Betrug war perfekt vorbereitet. Es gab ein gefälschtes Facebookprofil des angeblichen Managers, einen gefälschten Spielervertrag des US Palermo und als einzige Bedingung, dass vorher eine Provisionszahlung an den Präsidenten des Klubs geleistet werden muss. Die Eltern des Spielers sind darauf hereingefallen und haben einen fast fünfstelligen Betrag auf ein Konto überwiesen. Seitdem hat sich der Manager nicht mehr gemeldet und auch der US Palermo hatte keine Ahnung von einer Neuverpflichtung. Die Geschichte ist noch einmal gut ausgegangen, weil es uns gelungen ist, das Geld von der Bank zurückzubekommen. Im Übrigen ist dieser Betrugsversuch nicht neu, denn immer wieder werden vor allem junge Spieler mit falschen Versprechungen getäuscht.

DIE ROLLE DES ÖFB
Eigentlich wäre es ja logisch, wenn sich die Eltern eines Spielers mit solch einem Problem an den Verband wenden. Dafür fehlt off enbar das notwendige Vertrauen. Der ÖFB ist aber sowieso immer dabei – als Zuschauer. Obwohl es seine Aufgabe wäre, im Rahmen der Ausbildung für eine neutrale und unabhängige Beratung zu sorgen, wird das nicht gemacht. Scheinbar handelt es sich dabei um kein besonders dringliches Anliegen und außerdem könnte dadurch ja auch der Bedarf für eigenständiges Denken entstehen. Da wird lieber allen Beteiligten die Illusion der heilen Fußballwelt vermitteln.