Frauen Vereinigung der Fußballer

Du spielst ja wie ein Mädchen!

Sportarten haben ein weibliches oder männliches Image, das heißt, sie werden entweder vermehrt Frauen bzw. Männern zugeordnet. Jede Abweichung davon passt nicht in das klassische Rollenverständnis. Somit ist die Akzeptanz für fußballspielende Frauenbei oft nur bedingt oder gar nicht gegeben.
Warum ist das so?

Naja… Sport und körperliche Ertüchtigung waren schon immer den Männern vorbehalten. Frauen sollten sich ausschließlich der Kindererziehung, dem Haushalt und nicht zuletzt dem Wohlergehen des Mannes widmen. Jede Ablenkung davon hätte das Risiko einer gewissen Selbstständigkeit und Selbstbestimmheit der Frau mit sich gebracht und somit die uneingeschränkte Dominanz des Haushaltsvorstandes, nämlich des Mannes, gefährdet.

Man(n) war sich daher einig, Frauen und Mädchen muss Sport verboten werden. Gestärkt wurde diese Meinung von Soziologen und Medizinern, die nicht müde wurden, mittels Studien zu belegen, dass durch die physische und psychische Vermännlichung der Frau, ihr natürliches „Züchtigungsgefühl“ geschwächt sowie „die Liebe zum stillen häuslichen Wirken“ vermindert wird. Die weibliche Psyche stehe nämlich im klaren Gegensatz zum Leistungssport. Außerdem soll durch die unnatürliche Belastung der weiblichen Geschlechtsorgane die Fortpflanzung gehemmt und die Gesundheit der ungeborenen Kinder beeinträchtigt werden …. so ein Schwachsinn!

Um 1900 fand ein Wandel in der Frauenbewegung statt und siehe da, jetzt kamen Experten zu dem Schluss, dass leichte Leibesübungen auch der Gesundheit von Mädchen und Frauen guttun. In den Schulen wurden verpflichtende Leibesübungen, also Turnunterricht, eingeführt. Natürlich sollte Sport, so hieß es, nur die schönsten Seiten der Frau, wie Anmut und Zurückhaltung, mehren. Taktisches Verständnis oder Ballgefühl wurden ihnen gänzlich abgesprochen. Eine Frau, die dieses besitzt, galt als unweiblich. Erlaubt war hingegen leichte Gymnastik. Bei dem als Kampfsport geführten, kriegsähnlichen Spiel Fußball mit Ausdrücken wie Stürmer, Angriff oder Schlachtfeld hatten Frauen nichts verloren, dies sollte auch noch einige Jahrzehnte so bleiben.

Bis in die 1960er Jahre formierten sich geheime Frauenfussballteams, die sich zu Spielen, – teilweise länderübergreifend – trafen. Diese mutigen Vorreiterinnen trugen maßgeblich zu dem Wandel der Rolle der Frau im Sport bei. Mit ihrem unermüdlichen Willen und ihrer Leidenschaft trotzten sie allen Widrigkeiten. So gelang mit dem Aufschwung der Frauenbewegung in Westeuropa eine Wende im Frauenfußball. Spielerinnen wurden nun erstmals offiziell geduldet. 1970 fand die erste WM in Italien statt. Die europäischen Verbände befürchteten Konkurrenz durch die Gründung eigener Verbände, daher wurde das Verbot für Frauen notgedrungen aufgehoben. Somit konnte Frauenfußball in den eigenen Reihen organisiert und kontrolliert werden. Man holte sich erneut medizinische Gutachten ein, diesmal um die Unbedenklichkeit des Sports für Frauen zu bestätigen.

Doch selbst, wenn es kein offizielles Verbot mehr gab, sahen sich Mädchen und Frauen mit Diskriminierung konfrontiert. Es begann ein regelrechter Kampf um Trainingszeiten, Sportplätze, Ausrüstung und medialer Aufmerksamkeit sowie gesellschaftlicher Anerkennung. Der Frauenfußball blieb ein Freizeit- und Erholungssport, der nicht aktiv gefördert wurde. Somit hielt sich auch das Sponsoring-Interesse in Grenzen. Nur durch die Beharrlichkeit und konstant gute Leistung der Spielerinnen schaffte es der Frauenfußball 1996 zu den olympischen Spielen.

Heute ist Fußball bei Frauen und Mädchen sehr beliebt und erfreut sich an einem stetigen Zuwachs von Spielerinnen.

Die Männlichkeit des Spiels ist jedoch maximal angekratzt. Sexismus zeigt sich vor allem in Ausdrücken wie: „Du spielst ja wie ein Mädchen“, sollte eine spielerische Leistung nicht überzeugen oder bei klaren Pauschalurteilen wie:“ Frauen verstehen keine Abseitsregeln“. Frauen sind bei den Großveranstaltungen der Männer mehrheitlich als staunendes Publikum oder als „sexy Aufputz“ erwünscht und nicht für fachliche Diskussionen geeignet. Nach wie vor stehen Diskriminierung im und außerhalb der Stadien auf der Tagesordnung.

In Österreichs Sportvereinen sind fast die Hälfte der Mitglieder weiblich, auf FunktionärInnenebene allerdings nur mehr zu einem knappen Drittel vertreten. Die Funktionen beschränken sich dann überwiegend auf Kassier- oder Schriftführungstätigkeiten, Vereinschefinnen gibt es kaum, der Frauenanteil hier liegt bei ca. 15 Prozent.

Als einer der Gründe wird vor allem das Familienmanagement angegeben. Frauen sind großteils stärker als Männer mit der Kinderbetreuung und dem Haushalt betraut. Neben Beruf und familiären Verpflichtungen bleibt einfach zu wenig Zeit für Vereinstätigkeiten. Frauen spielen Taxi, indem sie die Kinder zum Training bringen, waschen die Dressen oder kümmern sich um das Sportplatzbuffet. Sie bemühen sich, allen gerecht zu werden und vergessen dabei manchmal, ihre eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen. Männer hingegen gehen da oft egoistischer vor und räumen sich einfach die nötige Zeit ein.

Was von der Gesellschaft als attraktiv und interessant wahrgenommen wird, prägen unter anderem die Medien. Frauensport und vor allem Frauenfußball findet weit weniger Medienpräsenz als die Disziplinen der Männer. Die Entscheidung, was gesendet oder worüber berichtet wird, haben die Sportredaktionen und die sind – überraschenderweise – zu 85-90 Prozent männlich besetzt.

Nicht nur im Fußball, sondern gesellschaftlich allgemein befinden wir uns für die echte Gleichstellung zwischen Frau und Mann gerade mal in der ersten Halbzeit. Sexismus, Diskriminierung, Mehrfachbelastungen, Einkommensunterschiede oder der geringe Anteil an Frauen in Führungspositionen sind nur ein paar Herausforderungen des Alltags, denen wir uns täglich stellen müssen. Nach wie vor sind die klassischen Frauenberufe weit schlechter bezahlt als die traditionell Männlichen. Wie lässt es sich sonst erklären, dass die Arbeit an Maschinen besser bezahlt ist, als z.B.: die Pflege eines Menschen. Die Einkommensschere zwischen Mann und Frau klafft auch im Jahr 2017 auseinander. Den österreichweiten Equal-Pay-Day, also den Tag, ab dem Frauen aufgrund der Einkommensunterschiede zu den Männern bis zum Jahresende unentgeltlich arbeiten, „feiern“ wir im Oktober! Wir, als Bundesfrauenabteilung der younion _ Die Daseinsgewerkschaft, fordern den Equal-Pay-Day am 31.12 und keinen Tag früher. Es sind alle Maßnahmen zu ergreifen und alle notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Lohngerechtigkeit schaffen. Anscheinend muss erst begriffen werden, dass eine faire Entlohnung der ganzen Familie, der Wirtschaft, dem Staat und somit uns allen zugutekommt. Wir beharren auf Sanktionen bei Nichteinhaltung der Einkommenstransparenz. Wir brauchen ausreichende Kinderbildungseinrichtungen um allen Müttern den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Eine Teilzeitbeschäftigung darf ausschließlich freiwillig erfolgen und nicht aufgrund fehlender Kinderbildungseinrichtungen oder aus Bequemlichkeit durch den/die ArbeitgeberIn erzwungen werden. Gesellschaftliche Rollenbilder und Tabus müssen aufgebrochen werden, so darf es einzig und allein die Entscheidung der Familie sein, wer sich um Kindererziehung und Haushalt kümmert. Eine erfolgreiche Frau ist ebenso keine egoistische, karrieregeile Quotenfrau, wie ein bügelnder Mann in Elternkarenz kein Weichei oder Waschlappen ist. Das fußballspielende, kurzhaarige Mädchen ist nicht weniger weiblich, als der puppenspielende, langhaarige Junge männlich ist. Jeder Mensch ist einzigartig und hat auch ein Recht darauf – Schubladendenken war gestern!

Es bedarf nach wie vor Mut, Willensstärke und Durchsetzungsvermögen sowie einen langen Atem um echte Gleichstellung zu erreichen. Kompetenz vor Geschlecht – dafür setzen wir uns ein, Heute und in Zukunft.

Auf geht’s Mädls – lasst euch nicht ins Abseits stellen, sondern spielt weiter wie Mädls – denn das macht ihr großartig!