Vereinigung der Fußballer

P(l)aystation

In der virtuellen Welt kann man als erfolgreicher Trainer die perfekte Mannschaft aufstellen oder als gefeierter Spieler bei den besten Klubs der Welt kicken. Auch eine Karriere als Manager ist denkbar. Dabei gilt es aus den vorhandenen Mitteln den bestmöglichen Erfolg zu erzielen. Manchmal ergeben sich jedoch Anzeichen, dass manche Funktionäre Spiel und Realität verwechseln. Besonders schlimm wird es, wenn die Spielanleitung nicht richtig verstanden wurde.

SPIELREGELN

Zuerst gilt es einmal ein Budget für die kommende Saison zu erstellen. Auch längerfristige Überlegungen können durchaus erfolgversprechend sein. Das ist natürlich schon eine Variante für Profis, noch befinden wir uns im Modus für Anfänger. Den zu beherrschen ist oft schon schwierig genug. Die Erwartungen und Ziele des Vorstandes sollen im Spiel bestmöglich erfüllt werden. Wie in der Wirklichkeit zählt zuerst der sportliche Erfolg, dann eine gute Nachwuchsarbeit und auch für solide Finanzen gibt es Bonuspunkte.

 

FINANZSYSTEM

Im Spiel FIFA 17 wird ein sogenannter Vereinswert ermittelt. Es gibt die Möglichkeit, sich einen genauen Überblick über die wirtschaftlichen Details zu verschaffen. Die Einnahmen bestehen hauptsächlich aus dem Verkauf von Transferrechten, dem Sponsoring und Merchandising und natürlich auch aus den Erlösen von Eintrittskarten. Bei den Ausgaben sollten vor allem die Gehälter, die Kosten für die Nachwuchsabteilung oder die Stadion-

ausstattung, sowie die Aufwendungen für Auswärtsspiele berücksichtigt werden. Damit hat man alles im Blick und die Kontrolle über die Finanzen ist jederzeit gegeben.

 

GELDVERNICHTUNG

Auf einen wesentlichen Punkt wird jedoch im Spielmodus vergessen: Es handelt sich dabei um die Rechtskosten für falsche Entscheidungen. Natürlich konnten die Erfinder des Spieles nicht wissen, dass es in unserem Land Funktionäre gibt, die jede rechtliche Problematik richtig beurteilen können und somit das Risiko einer Fehleinschätzung völlig ausgeschlossen ist. Manchmal kommt es anders, als man denkt und dann beschwert man sich über „ungerechte Urteile“ von „ahnungslosen Richtern“, die nur eines im Sinn haben: die „Zerstörung des Fußballs.“ Sollte es eine Kategorie für Geldvernichtung durch unvorhergesehene Rechtskosten oder fehlende Einnahmen geben, dann haben sich für diese Wertung einige Vereine in eine besonders gute Ausgangsposition gebracht.

 

DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN

Aktueller Spitzenreiter ist wohl der SV Mattersburg, dem im Fall Karim Onisiwo ein vielleicht siebenstelliger Transfererlös entgangen ist. Selbst als die Sache bereits gerichtsanhängig und eine Entscheidung absehbar war, wollte der Verein ein Vergleichsangebot mit einer Fixierung der Ablösesumme auf eine halbe Million Euro nicht einmal diskutieren.

 

Als Wiederholungstäter befindet sich allerdings auch der SKN St. Pölten im Spitzenfeld. Vor einigen Jahren schon wurde der Spieler Manuel Rödl aus formalen Gründen unberechtigt entlassen. Das war gleich allen klar, nur dem Verein nicht. Der damalige Kapitän wollte eigentlich einen Vergleich schließen und wäre mit der Auszahlung von drei Monatsgehältern einverstanden gewesen. Der SKN St. Pölten wollte die Sache jedoch lieber ausjudizieren lassen. Entsprechend dem Urteil musste der Verein dann den gesamten, noch eineinhalb Jahre laufenden Vertrag bezahlen und sämtliche Gerichtskosten übernehmen. Das ist dann schon einmal gut und gerne eine Differenz in der Höhe von über 50.000 Euro. Ein Sprichwort besagt, dass man durch Schaden klug wird. Das ist aber nicht immer so. Auch die Fälle Daniel Beichler und Tomasz Wisio, die wir in der vorherigen SPIELER-Ausgabe ausführlich behandelt haben, wären mit wesentlich geringeren Kosten zu bereinigen gewesen. Da bewegt sich der Unterschied allerdings bereits im sechsstelligen Bereich.

 

Nicht vergessen darf man in einem solchen Ranking auf den SV Kapfenberg. Natürlich hat der Verein im Laufe der Zeit einige Arbeitsgerichtsverfahren mit Spielern verloren. Aber nicht alle waren so kurios und sinnlos wie jenes, in dem man die Auflösung eines laufenden Vertrages mit der angespannten wirtschaftlichen Situation begründete. Weil der Spieler die Möglichkeit gehabt hätte zu einem anderen Klub zu wechseln, wäre er mit einer Abschlagszahlung von Euro 3.000,- einverstanden gewesen. Gekostet hat es dann zwanzigmal so viel.

 

AMATEURMODUS

Immer häufiger nehmen auch sogenannte Amateurvereine am Wettbewerb im Geldvernichten teil und sind darin durchaus erfolgreich. Besonders bei Trainerentlassungen glauben sich die Vereine grundsätzlich im Recht. Und das wird dann so richtig teuer. Wieviel ein solcher Spaß kostet, können der ASK Trumau, der SV Wimpassing oder der Gebietsligaklub SV Sieghartskirchen berichten. Zwar geht es meistens gar nicht um so hohe Beträge, aber mit den Gerichtskosten, Zinsen und eventuellen Nachzahlungen an die Krankenkasse kann sich ein solches Abenteuer durchaus als existenzbedrohend herausstellen. Solche Fehleinschätzungen sind daher manchmal mit sehr unerfreulichen Konsequenzen verbunden. Auf der Playstation bedeutet das vielleicht Game over – im wirklichen Leben wird dann der Verein vom Masseverwalter übernommen.