Karriere

Denis Husejnovic im Portrait

Nicht nur im Profibereich wird in den Transferfenstern gepokert und eiskalt gefeilscht, auch im Amateurbereich birgt die Übertrittszeit reichlich Stoff für Spannung, weniger aufgrund schwindelerregender Ablösesummen, sondern vor allem dann, wenn fällig gewordene Ausbildungsentschädigungen zu Tage kommen und sie keiner bezahlen will.

Die Laufbahn von Denis Husejnovic könnte stellvertretend für viele andere des Amateurbereichs stehen. Der heute 29-Jährige ist vereinstechnisch in Niederösterreich herumgekommen, war bis Anfang des Jahres auch in der Wiener Stadtliga aktiv. All diese Vereinswechsel ziehen bekanntlich auch Transferverhandlungen und etwaige Ablösemodalitäten nach sich. Mit sieben Jahren nahm die fußballerische Laufbahn von Denis Husejnovic in der Jugend des SV Waidhofen/Thaya seinen Anfang. Mit 15 Jahren verzeichnete der Verteidiger mit bosnischen Wurzeln bereits erste Einsätze in der Kampfmannschaft des damaligen 2. Landesliga-Vereins aus dem Waldviertel. Der Wunsch nach Höherem führte Husejnovic im Sommer 2005 zum SV Horn, der die fällige Ausbildungsentschädigung bezahlte.  „Ich denke, dass Vereine die Eltern, die ja im Normalfall den ersten Anmeldeschein des Kindes ausfüllen, besser informieren sollten. Meine Mutter hat sicher nichts von einer später eventuell einmal fälligen Ausbildungsentschädigung gewusst, sondern wollte einfach, dass ich Spaß habe und mit Freunden im Verein Fußball spiele“, deponiert Husejnovic den Wunsch nach mehr Transparenz, auch wenn es bei seinem ersten Wechsel diesbezüglich keine Probleme gab. Das ist aber nicht immer so, oftmals scheitern Transfers genau an der fälligen Entschädigung, die weder der aufnehmende Verein, noch der Spieler selbst oder dessen Eltern bezahlen wollen. Vor allem dann, wenn der Akteur bereits zahlreiche Jahre bei seinem Verein aktiv war und beispielsweise mit 25, 26 Jahren doch noch einmal etwas anderes sehen will. Denn bis zu welchem Alter kann man eigentlich noch von in Anspruch genommener Ausbildung sprechen und wo fängt der alltägliche Trainingsbetrieb zur Bewerkstelligung körperlicher Fitness und taktischer Kompetenzen an?

 

Im Fall Husejnovic war dies beim jugendlichen Wechsel zum SV Horn noch nachvollziehbar. Nachdem die Horner unter Rupert Marko in die Regionalliga Ost zurückkehrten und reges Transfertreiben herrschte, entschloss sich Husejnovic mangels eigener Perspektive im großen Kader, 2007 auf Leihbasis zum FC Mistelbach zu gehen. Nach weiteren Gastspielen in Form von Leihverträgen in Kottingbrunn, Bad Vöslau, und Klosterneuburg konnte Husejnovic den Spielerpass mit dem Transfer zum SC Gmünd schließlich sein Eigen nennen. „Über die ganzen Leihen konnte sich Horn die damals bezahlte Ausbildungsentschädigung quasi hereinspielen, weshalb ich mir dann ab Gmünd selbst gehört habe. Mit dem SV Horn lief dahingehend immer alles reibungslos und ich bin dem Verein sehr dankbar.“ Nach seiner Zeit beim SC Gmünd folgte Husejnovic dem Ruf seines damaligen Trainers Karl Plank, zuerst zum SC Zwettl, später zum FC Rohrendorf. Dann lernte der Verteidiger die harte Realität des Fußballgeschäfts am eigenen Leib kennen. Denn lange sollte die Ära Plank in Rohrendorf nicht dauern, Husejnovic kam sein Vertrauensmann und „Förderer“ abhanden, für Rohrendorf und Husejnovic lief es aber vorerst bestens, auch zwischenparteilich. Im zweiten Jahr sollte sich dies ändern. Husejnovic fasste für eine Tätlichkeit in der Hinrunde eine empfindliche 8-Spiele-Sperre aus, bot den Rohrendorfern folglich die Vertragsauflösung an. „Mir war bewusst, dass ich den Verein geschädigt hatte und wollte deshalb die Vertragsauflösung anbieten. Die Verantwortlichen meinten aber zunächst, dass man an mir festhalten wolle und wir einigten uns auf dementsprechende Abzüge, weil ich ja lange nicht spielen konnte“, erinnert sich Husejnovic nur zu gut. „Plötzlich hieß es dann, dass man doch nicht mehr mit mir plane und sich von mir trennen werde. Nachdem ich mir aber nicht auf der Nase herumtanzen lassen wollte und schließlich einen bis Sommer gültigen Vertrag hatte, habe ich mich an die VdF gewandt.“ Nach einigen Terminen konnten sich Husejnovic und die Verantwortlichen des FC Rohrendorf auf einen Kompromiss einigen, der Spieler kam im Transferfenster kurzfristig noch beim USV Atzenbrugg unter. Das Worst-Case-Szenario eines halben Jahres ungewollter Pause wurde verhindert. „Ich würde jedem Amateurfußballer, der nicht ohnehin ein Leben lang bei ein- und demselben Verein bleiben will bzw. wo Verträge im Spiel sind, empfehlen, den leistbaren Mitgliedsbeitrag bei der VdF zu zahlen und dafür jederzeit einen kompetenten Berater und Verhandler auf seiner Seite zu haben.“

Die Geschichte der langen Sperre wurde Husejnovic aber nicht mehr wirklich los. Auch bei späteren Transfergesprächen wurde speziell die damalige Strafe thematisiert. „Ein bisschen gebrandmarkt war ich schon und der ein oder andere Verein ließ sich einen Passus hinsichtlich etwaiger Tätlichkeiten oder disziplinärer Vorfälle in den Vertrag schreiben. Aber jeder, der mich kennt, weiß, dass ich zwar ein kampfbetonter, aber kein unfairer Spieler bin, die acht Spiele für eine Tätlichkeit waren wie ein Faustschlag ins Gesicht“, nimmt Husejnovic die Geschichte bei Rohrendorf dennoch schon deutlich gelassener als damals.

 

Die neu in Kraft tretende Regelung, mit dem abgeschlossenen 28. Lebensjahr ablösefrei wechseln zu können – so kein gültiges Vertragsverhältnis besteht – begrüßt Husejnovic. Er selbst habe sich „immer alles schwarz auf weiß in seinen Vertrag schreiben lassen“, inklusive der Klausel, dass er nach Ablauf des vereinbarten Zeitraums ablösefrei wechseln könnte.

„Auf die sogenannte Handschlagqualität würde ich mich nicht verlassen“, spricht der derzeitige Langenrohr-Akteur einen oftmals der Gutgläubigkeit von Spielern geschuldeten Fehler an, der nicht selten begangen wird. Husejnovic betont abschließend im Hinblick auf die beschlossene Altersgrenze der Regelung: „In Wahrheit kann man meiner Meinung nach bei Spielern mit 20, 21 Jahren heutzutage schon keine Ausbildungsentschädigung mehr verlangen, außer sie waren in Leistungszentren bzw. Akademien. Aber natürlich leben die Vereine auch von den Einnahmen.“ Und so bleibt die Reform wohl eine „typisch österreichische Lösung“. Ein guter Schritt, der aber letztendlich mindestens eine Nummer zu klein ausgefallen ist…