Amateure

VDF-Talk: Mysterium Amateurfußball

„Das Tor muss er machen, wofür trainiert der die ganze Woche?“, mit Sprüchen wie diesen werden Fußballer immer wieder konfrontiert. Es spielt auch nur selten eine Rolle, ob der Spieler, der den Ball über das Tor jagt in der Bundesliga oder in der 1. Klasse spielt, also ein Profi oder Amateur ist.

Ab wann ist ein Spieler Profi? Warum verdient man in unteren Ligen oft mehr als in der Erste Liga? Wie viele Profivereine sind in Österreich überhaupt möglich? Diese und weitere Fragen wurden beim VdF-Talk in der ÖGB-Zentrale in Wien diskutiert. Das Podium war mit Ried-Manager Stefan Reiter, Tribuswinkel-Obmann Harald Schweiger, Ex-Teamspieler Paul Scharner, Journalist Michael Fiala, dem Justitiar der Deutschen Spielergewerkschaft Frank Rybak und ÖFB-Direktor für Recht Thomas Hollerer mit reichlich Kompetenz besetzt. Durch die Diskussion führte Laola1-Chefredakteur Peter Ritzler.

AMATEURVEREINE FÜHLEN SICH ALLEIN GELASSEN

Vor der Diskussion führte Gottfried Kaspar von der Versicherungsanstalt der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse mit einem Referat in das Thema ein.  Dabei öffnete er so manchem Zuhörer Augen und Ohren, was steuerrechtliche Regelungen betrifft. Besonders Punkteprämien sind ein delikates Thema, weil auf alle Fälle steuerpflichtig. „Aber das haben wir immer so gemacht“, ist eine häufige Aussage von Vereinsfunktionären, wenn es um die Bezahlung der Spieler geht. „Fixum“ oder Punkteprämien im vierstelligen Bereich sind für Viele keine Seltenheit. Mit den zum Teil komplexen steuerlichen Aspekten des Vereinswesens haben viele Funktionäre ihre Probleme. „Für die Spieler ist die VdF da. Als Verein haben wir niemanden, der uns hilft – wir bräuchten auch eine Gewerkschaft für Vereine“, fühlt sich Harald Schweiger alleine gelassen. Mögliche Konsequenzen liegen für den ehemaligen Obmann des ASK Kottingbrunn auf der Hand: „Als Funktionär stellt man sich die Frage, ob man sich das alles antun soll.“ Die Problematik ist dem ÖFB durchaus bewusst: „Natürlich haben wir Sorgen – wir wissen, wie kompliziert alles ist. Ich glaube es wird künftig schwerer, Funktionäre zu finden, weil sie Experten brauchen, die ihnen den Sachverhalt erklären“, so Thomas Hollerer. Man kann davon ausgehen, dass die Zahl der Amateurvereine in Zukunft abnehmen wird. Vereine die aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter bestehen können sind aber kein Phänomen des Amateurfußballs. Nach dieser Saison verabschiedeten sich mit Grödig, Austria Salzburg und Austria Klagenfurt gleich drei Vereine aus dem Profigeschäft. Zeit zu handeln…

STATUS QUO: LIGAREFORM AB 2018/19

Die viel zitierte Ligareform war nicht nur Teil dieser Diskussion, generell wurde das  Thema in allen Sportmedien des Landes über mehrere Wochen heiß diskutiert. Ende Mai wurde von den Klubs der Österreichischen Fußball-Bundesliga mit 81 Prozent Zustimmung die Einführung eines neuen Ligenformats ab der Saison 2018/19 beschlossen. Die 1. Spielklasse soll ab 1. Juli 2018 auf 12 Klubs aufgestockt werden. Ziel ist, die Anzahl der Spiele in der kalten Jahreszeit und englische Runden zu verringern – zugunsten von mehr Top-Spielen mit Entscheidungscharakter.

2. SPIELKLASSE WIRD AUFGESTOCKT

Die 2. Spielklasse soll zur Saison 2018/19 auf 16 Klubs aufgestockt werden und bis zu drei Amateurmannschaften umfassen. Auch der Direktaufstieg aus den drei Regionalligen ist in der neuen Konstellation gegeben. Aufgrund der geringeren Anzahl an Wochentagsspielen können die Klubs zukünftig zwischen Amateur-, semiprofessionellem und Profibetrieb wählen.

VdF-Vorsitzender Gernot Zirngast: „Wir sitzen alle in einem Boot. Es gibt in Österreich fast 2300 Fußball-Vereine, die sollen ja alle ordentlich arbeiten. Die Frage ist, wie wir Spielern und Funktionären helfen können. Zudem war eine der wichtigen Erkenntnisse, dass aktuell praktisch keine Spieler mehr von der Regionalliga in die Bundesliga kommen, aber viele von den Akademien oder Bundesligisten in die Amateurligen gehen.“